Der Mai steht im Zeichen des Eierstockkrebs. Aus diesem Anlass geben wir einen Überblick über die aktuelle onkologische Situation in Rheinland-Pfalz – inklusive Einblicke in verfügbare Behandlungsdaten.
Situation in Rheinland-Pfalz
Im Jahr 2023 wurde in Rheinland-Pfalz bei 314 Frauen Eierstockkrebs diagnostiziert. Im gleichen Zeitraum verstarben 232 Frauen an dieser Erkrankung. Die Inzidenz- und Mortalitätsraten sind in Rheinland-Pfalz sowie in Deutschland insgesamt in den letzten Jahren leicht fallend (Abbildung 1).
Einfluss der Behandlungsqualität
Einen positiven Einfluss auf die Mortalitätsraten könnten Behandlungen von Patientinnen mit Eierstockkrebs in erfahrenen Kliniken haben. Eine Auswertung der Daten des Krebsregisters Rheinland-Pfalz deutet darauf hin, dass Patientinnen, die in einem Krankenhaus operiert wurden, welches mindestens 15 Eierstockkrebs-Operationen pro Jahr durchführt, einen Überlebensvorteil denen gegenüber hatten, welche in einer Einrichtung mit weniger Operationen pro Jahr operiert wurden (Abbildung 2).
Der Grund für den Überlebensvorteil von Patientinnen, welche in Häusern mit mehr Operationen im Jahr behandelt wurden, liegt höchstwahrscheinlich darin, dass mehr Erfahrung zu besseren Operationsergebnissen führt.
Vorsorge, Diagnose und Therapie
Das Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter. Ein weiterer Risikofaktor ist eine familiäre Vorbelastung – insbesondere, wenn Angehörige an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt sind. Besteht der Verdacht auf eine genetische Disposition, wird eine genetische Beratung empfohlen (1). Eierstockkrebs wird meist erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Dies liegt daran, dass die Tumore in der Regel erst in diesen Stadien Symptome wie Schmerzen oder Druckgefühle verursachen. Da die Tumore zunächst sehr klein und schwer nachweisbar sind, gibt es bisher kein gesetzlich vorgeschriebenes Früherkennungsprogramm. Bisher konnten weder der Nutzen von jährlichen Ultraschalluntersuchungen noch von regelmäßigen Bestimmungen von Tumormarkern im Blut nachgewiesen werden. Als einzige zuverlässige Methode zeigt sich bisher die Tastuntersuchung im Rahmen der jährlichen Krebsvorsorge (2). Zudem sollten Frauen bei den folgenden Symptomen eine ärztliche Untersuchung vornehmen lassen:
- Schmerzen oder andere Beschwerden in Bauchraum
- Verdauungsbeschwerden, Völlegefühlt und Blähungen
- Unerklärliche Zunahme des Bauchumfangs (zum Teil ohne Gewichtszunahme)
- Häufigerer Harndrang als üblich
- Blutungen außerhalb der Regelblutung oder nach den Wechseljahren
Diese Symptome können andere Ursachen haben, sollten aber abgeklärt werden, wenn sie länger anhalten (3).
Besteht der Verdacht auf Eierstockkrebs, so werden in der Regel zunächst bildgebende Verfahren wie ein CT durchgeführt und im nächsten Schritt mehrere Gewebeproben im Rahmen einer Bauchspiegelung entnommen (4). Die Behandlung erfolgt in der Regel operativ. Zudem erfolgen Systemtherapien, die neben einer Chemotherapie auch zielgerichtete und Immuntherapien umfassen können. Diese Systemtherapien starten zum Teil bereits vor der Operation und werden danach fortgeführt oder es erfolgt zuerst eine Operation, an die sich die Systemtherapie anschließt. Strahlentherapien gehören bei Eierstockkrebs nicht zu den gängigen Therapien.
STIC-Register zur Verbesserung von Früherkennung und Versorgung
Serös tubare intraepitheliale Karzinome (STIC) gelten als potenzielle Vorläuferläsionen von Eierstockkrebs sowie weiteren bösartigen Beckentumoren der Frau. Sie befinden sich meist in den Eileitern und werden häufig im Rahmen risikoreduzierender Operationen entdeckt. Aufgrund ihrer Seltenheit – in Deutschland werden jährlich schätzungsweise nur rund 100 STIC-Fälle diagnostiziert – fehlt bislang eine belastbare Datengrundlage zu Diagnostik, Therapie und Nachsorge.
Um diese Versorgungslücke zu schließen, wurde vom Institut für digitale Gesundheitsdaten gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz ein deutschlandweites STIC-Register aufgebaut (5). Die strukturierte Datenerfassung hat bereits begonnen. Erfasst und ausgewertet werden epidemiologische und klinische Informationen von Patientinnen mit STIC-Erkrankungen. Ziel ist es, evidenzbasierte diagnostische und therapeutische Maßnahmen zu entwickeln, Risikofaktoren zu identifizieren und langfristig die Versorgung der Patientinnen zu verbessern.
Referenzen:
- www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/eierstockkrebs/frueherkennung-und-vorsorge.html
- https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/eierstockkrebs/symptome.html
- www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/eierstockkrebs/frueherkennung-und-vorsorge.html
- https://stic-register.idg-rlp.de/